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Liebe AFSer*innen, wir schreiben euch heute mit einer langen Mail zur aktuellen Situation bei AFS in Deutschland. Teile der Nachricht haben einige von euch bereits in den letzten Tagen auf unterschiedlichen Wegen erhalten und engagiert diskutiert und uns Feedback gegeben. Vorweggeschickt: die finanzielle Lage von AFS ist ernst und wir müssen alle gemeinsam Veränderungen anstoßen, um den Fortbestand des Vereins zu sichern. Dies beinhaltet auch Maßnahmen, die uns nicht gefallen und uns Gewohntes hinterfragen lassen. Es tut uns sehr leid, dass wir nicht zu allen Dingen, die bei AFS üblichen partizipativen Prozesse einhalten konnten, um eine notwendige Prozessgeschwindigkeit sicherstellen zu können. Das bedeutet aber auch, dass wir vielleicht die ein oder andere Überlegung angestellt haben, ohne alle notwendigen Perspektiven zu kennen. Dafür möchten wir uns ausdrücklich entschuldigen und uns bei euch für die vielfältigen Rückmeldungen bedanken, die uns dabei geholfen haben, über einzelne Entscheidungen nochmals nachzudenken und sie auch anders zu treffen. Vielen Dank besonders an die Vertretung Schüler*innenprogramme und das KAIRO, die als Programmbereichsleitungen an dieser Stelle intensiv mit uns im Austausch sind! März 2020 hat unser aller Leben verändert, besonders auch das der vielen jungen AFSer*innen als wir unsere Austauschprogramme abbrechen mussten. Wir haben seitdem hart daran gearbeitet, den Fortbestand unserer Organisation zu sichern, nachdem nicht klar war wie sich AFS Deutschland und das Netzwerk entwickeln werden. Dank des unermüdlichen Einsatzes von euch allen haben wir es ins Hier und Jetzt geschafft. Wir sind stolz darauf, alle an einem Strang gezogen zu haben. Nicht zuletzt hat uns auch der Rettungsfond für den gemeinnützigen Jugendaustausch Auftrieb gegeben. Nach Abebben der COVID19-Pandemie, schienen unsere Erwartungen zunächst bestätigt, dass junge Menschen wieder zurück in die Welt (und zu uns nach Deutschland) gehen möchten und Familien Lust haben, ihr Zuhause zu öffnen. Anfang Oktober 2022 hatten die Bewerbungszahlen im Entsendeprogramm zeitweise sogar ein 10-Jahres-Höchst-Niveau erreicht. Es schien möglich, im Jahr 2023 oder 2024 wieder auf eine vergleichbare Programmgröße zu kommen wie vor der Pandemie. In den letzten Monaten hat sich jedoch immer deutlicher abgezeichnet, dass die wirtschaftliche und politische Situation – insbesondere aufgrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine – einen größeren Einfluss auf unsere Austauschprogramme hat, als wir es noch im Sommer und Herbst letzten Jahres angenommen hatten: Weniger Familien in Deutschland können sich in Zeiten von Inflation, gestiegenen Heizkosten und insgesamt wahrgenommener Unsicherheit vorstellen, unentgeltlich ein Gastkind aufzunehmen. Viele Jugendliche können die Kosten für ein Austauschprogramm nur mit einem Stipendium stemmen und weniger Jugendliche aus unseren Partnerländern möchten nach Deutschland kommen. Gleichzeitig sind die Kosten zur Durchführung unserer Programme (z.B. Flüge, Seminarhäuser, Werbemaßnahmen) deutlich gestiegen. Dies gilt für uns und das gesamte AFS-Netzwerk. Wir hatten für 2023 mit insgesamt 1.750 TN geplant, die letzte Prognose sieht nun ca. 1.350 TN vor, also 400 TN weniger als budgetiert. Viele Jugendliche haben auch ihre Bewerbung zurückgezogen oder wollten die Diversität unsere Programme nicht nutzen. Es kam zu Programmabsagen und Umrouten auf andere Destinationen, auch wurden die Kontingente der Freiwilligendienste durch die Ministerien gekürzt. Wir müssen leider damit planen, dass wir in der näheren Zukunft diese Zahlen nicht werden nennenswert steigern können. Dies hat große budgetäre Auswirkungen, die wir rasch versuchen müssen, aufzufangen. Die Prognosen für die Jahre 2023 und 2024 zeigen, dass unsere Rücklagen (1,1 Mio. EUR) mehr als aufgebraucht wären. Somit ist der Handlungsdruck jetzt groß, um die Existenz von AFS nicht zu gefährden. Vergleichbare Maßnahmen setzen gerade auch andere Organisationen (z.B. YFU) auch gerade um. Es ist also kein ausschließliches AFS- Phänomen. Die Sparmaßnahmen, die nach bereits erfolgter Rücksprache mit dem Aufsichtsrat entweder dieses und/oder nächstes Jahr in Kraft treten sollen, würden die fehlenden Einnahmen so gut es geht kurzfristig auffangen. Einige identifizierte und programmspezifische Maßnahmen werden im Laufe der nächsten Wochen mit den entsprechenden Gremien diskutiert, um ggf. weitere und/oder Alternativmaßnahmen zu erarbeiten. Die wichtigsten Maßnahmen sind: Alle Programme: CO2-Abgabe wird bis auf weiteres nicht mehr abgeführt Schüler*innenprogramm:
Die ebenfalls angedachten und diskutierten Kürzungen im Seminarbereich (Streichung von jeweils einer Vorbereitung und einer Nachbereitung sowie die Reduktion der Hostingcamps auf eine Übernachtung) werden aufgrund eurer vielfältigen Rückmeldungen und in Rücksprache mit der Vertretung Schüler*innenprogramme nicht stattfinden. Vielmehr wird die Vertretung uns dabei unterstützen, die Kosten für die Seminare in einer gemeinsamen Vereins-Anstrengung zu decken und gemeinsam mit der NatCo und den verantwortlichen Hauptamtlichen eine frühzeitige Seminarübersicht für 2024 erstellen. Vielen Dank an euch alle und besonders in diesem Zusammenhang unsere ausdrückliche Entschuldigung für den Frust, den unsere Überlegungen bei euch erzeugt haben! Auch, wenn wir an den Seminaren damit für 2024 nichts verändern werden, möchten wir eine ergebnisoffene Evaluation unserer Seminare und Seminarinhalte angehen und dies im Rahmen eines Projektes starten. Verein:
Freiwilligendienste:
Weitere Maßnahmen sind möglich und werden direkt mit den Gremien besprochen. Es ist uns nicht leichtgefallen, diesen Weg gehen zu müssen und wir sind mindestens genauso frustriert wir ihr. Wir hätten uns für alle Menschen im Verein gewünscht sagen zu können: „Wir sind nun endgültig in ruhigem Fahrwasser“. Wir müssen allerdings den Tatsachen ins Auge sehen und dass wir erneut alles dafür tun müssen, den Fortbestand des Vereins zu sichern. Dazu gehören auch schwere Entscheidungen, die jetzt angestoßen werden müssen, um nächstes Jahr zu wirken. Uns ist wichtig, dass wir weiterhin unseren Qualitätsansprüchen gerecht werden, auch gerade, wenn wir Dinge verändern, die uns bisher als wichtig erschienen. Für die Er- und Überarbeitung der passenden Konzepte und die Entwicklung von Ideen braucht AFS euch: diejenigen, die unsere Programme tragen und leben. Neben kurzfristigen Sparmaßnahmen müssen wir uns mittelfristig auf die veränderten Bedingungen für den Schüler*innen- und Jugendaustausch einstellen, Gewohntes und Bewährtes hinterfragen und neue Wege gehen, z.B. bei unseren Prozessen in den Programmen und Strukturen im Verein. Wir sind guten Mutes, dass dies gemeinsam gelingen wird, und dankbar für all die Menschen im Verein, die an diesen Veränderungen mit Kreativität und Pragmatismus mitwirken. AFS wurde und wird gerade erneut durchgerüttelt und wir zählen auf euch trotz all der Frustration, die sich durch die Sparmaßnahmen ergeben. Es tut uns sehr leid, dass wir nicht alle verantwortlichen Gremien und Beteiligten aufgrund der Dringlichkeit komplett einbeziehen konnten aber jetzt gemeinsam weiter an den zu prüfenden Punkten und Alternativen arbeiten. Wir bitten weiterhin um eine gute Zusammenarbeit. Es ist nun prioritär unseren geliebten Verein in eine finanziell stabilere Ausgangslage zu manövrieren. Dazu brauchen wir euch und eure Unterstützung indem ihr diesen Weg mit uns geht! Wir bieten eine Reihe von Vorstandssprechstunden an, um mit euch gemeinsam in den Austausch zu gehen. Diese finden an folgenden Tagen statt: Mittwoch, 30. August – 20 Uhr Montag, 4. September – 20 Uhr Wenn ihr teilnehmen wollt, meldet euch bitte über dieses Formular an, damit wir die Sprechstunde entsprechend planen können. Danke für euer Verständnis und Vertrauen. Und Danke für Alles was ihr im Ehren- und Hauptamt für den Verein tut! Wir haben schon so viel gemeinsam geschafft vor Allem in den letzten 3 Jahren – deswegen bleiben wir optimistisch und vertrauen darauf diese Hürde möglichst bald zu überwinden. Euer Vorstand Manuel & Marcel |
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